Gut trainiert ist halb gewonnen

Geht es immer um derart komplexe Fragen?
Knobbe: Nein. Manche wollen ihren Lebenslauf einfach nur auf Fehler untersucht bekommen oder das Layout verbessern. Es ist schwierig, hier im eigenen Umfeld kompetente und vertrauensvolle Hilfe zu bekommen, denn nicht jeder will, dass die Kollegen mitbekommen, dass man den Wechsel plant.

Gehört es heute nicht dazu, dass man hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten in seinem Lebenslauf ein bisschen übertreibt?
Knobbe: Wir raten davon ab, den Lebenslauf zu schönen. Zudem: Wer nicht fließend englisch kann, sollte sich nicht auf eine internationale Stelle bewerben. Wer nicht bilanzieren kann, sollte sich nicht auf eine kaufmännische Leitung bewerben. Die Klienten bezahlen uns dafür, dass wir ihnen in dieser Hinsicht die Wahrheit sagen.

Die ewige Streitfrage: Wie lang darf ein Lebenslauf sein?
Knobbe: Ich würde sagen, die klassischen zwei Seiten sind die Obergrenze. Manche Bewerbungsbücher sagen, dass er nur eine Seite lang sein sollte. Ich habe schon Leute gesehen, die alles mit Schriftgröße 9 auf eine Seite gequetscht haben.

Das ist natürlich Unsinn. Mit zunehmendem Alter und Karrierelevel empfiehlt es sich, Projektlisten oder Ähnliches auszulagern und als Anhang anzufügen.

Gibt es sie wirklich, die Geheimcodes im Arbeitszeugnis?
Knobbe:
Ja, obwohl sie so geheim auch wieder nicht sind. Schließlich kennen wir sie ja. Wenn von „Einfühlsamkeit und Verständnis für die Belange der Belegschaft“ die Rede ist, dann verbirgt sich dahinter ein Hinweis auf Homosexualität, „Geselligkeit“ ist ein Euphemismus für Alkoholmissbrauch.

Wenn die Vorgesetzten erst am Ende und nicht (wie üblich) am Anfang des Dokuments erwähnt werden, dann kann das heißen, dass der Mitarbeiter ein Querulant war. Und was man natürlich niemals lesen will: „Er bemühte sich stets redlich, die vorgegebenen Ziele zu erreichen.“

David Deißner (20. 9. 2007)

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