Auswandern auf Zeit: Maria Uhlmann

Von Berlin nach Brighton, England, ging Hotelkauffrau-Azubi Maria Uhlmann (22)uhlmann1.jpg

Mit dem Riesenrad schaffte sie es nach Brighton

„Diesen Sommer bin ich für sechs Wochen zum Hilton in Brighton gewechselt, ein Küstenort mit vielen Touristen. Das bedeutet, dass wir an der Rezeption auch ein wenig plaudern konnten. Tagungsgäste im Hilton Hotel am Gendarmenmarkt, wo ich jetzt im dritten Ausbildungsjahr arbeite, wünschen das weniger.

Englische Kofferwerfer

In Brighton habe ich bemerkt, dass englische Gäste anders sind als deutsche. Ein höfliches „How are you?“ gehört zur Umgangsform. Aber Briten sind unachtsamer mit materiellen Dingen. Vor zwei Jahren musste das Hotel komplett renoviert werden. Ich vermute, weil Briten so nachlässig mit dem Inventar umgehen. Sie werfen beinahe ihre Koffer. Mit der Sprache hatte ich wenig Probleme, denn ich war bereits für zehn Monate in den USA. Allerdings habe ich nicht nur an der Rezeption, sondern auch in der Telefonzentrale gearbeitet. Da war es schwieriger, weil ich die Gefühlslage der Gesprächspartner nicht aus dem Gesicht ablesen konnte, sondern heraushören musste.

Kein fliegender Wechsel

Im Vergleich mit den Kollegen fiel mir auf, dass die deutsche Ausbildung mehr Vorteile hat. Es gibt in Großbritannien Trainee-Stellen, aber nicht das duale System mit einer Berufsschule. Es gibt auch keine Ausbildung für alle Bereiche. Deshalb sind die Kollegen nicht so flexibel. Als einmal im Restaurant viel los war, wollte ich den Kollegen dort aushelfen. So ein spontaner Sprung in eine andere Abteilung ist in England nicht üblich. Bei uns wäre das selbstverständlich.

Mit dem Riesenrad nach Brighton

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Der Pier am Strand von Brighton

Als Azubi zur Hotelkauffrau konnte ich mich für diesen Aufenthalt im Rahmen des EU-Programms Leonardo da Vinci bewerben. Gefragt war eine Kreativbewerbung für ein bestimmtes Land – ich habe das Riesenrad „London Eye“ aus Holz nachgebaut, mit Musik und LED-Beleuchtung. Für Unterkunft und Mahlzeiten kam das Hotel auf, den Lohn erhielt ich weiterhin vom Berliner Haus. Weil die Lebenshaltung in England teurer ist, gab es eine zusätzliche Förderung vom Internationalen Bund für Bildung.

Deutsche Korrektheit weltweit beliebt

In den sechs Wochen konnte ich mir selbst beweisen, dass ich mich auf eine neue Arbeitsumgebung einstellen kann. Jetzt habe ich mich wieder im Ausland beworben: Ich möchte an einer renommierten Akademie in den Niederlanden „Hotel und Hospitality Management“ studieren. In anderen Ländern reißt man sich um deutsche Mitarbeiter. Sie sind beliebt, weil sie so korrekt und gründlich sind. Ob ich noch mal im Ausland arbeiten werde, lasse ich mir noch offen. Vielleicht eine Zeit lang in Dubai. “

Aufgezeichnet von Dirk Oetjen (20.9.2007)