Liegen die potentiellen Tätigkeiten eines Studienabbrechers auf niedrigerem Niveau als die eines Absolventen?
STAHL: Man muss natürlich gewisse Abstriche machen. Überspitzt gesagt: Ein Abbrecher bekommt sicherlich nicht gleich eines Vorstandsposten. Das heißt aber nicht, dass man damit rechnen muss, am untersten Level anzufangen. Wie gesagt, ein Studienabbrecher fängt ja nicht von Null an.
Haben Sie einen Eindruck darüber gewonnen, welche Fachbereiche besonders viele Abbrecher hervorbringen, die sich dann Hilfe suchend an Sie wenden. Mathematiker? Geisteswissenschaftler?
STAHL: Die Geisteswissenschaftler bilden eine Gruppe für sich. Wenn diese sich entscheiden, ihr Studium abzubrechen, sind sie oftmals sehr viel schwieriger zu vermitteln. Etwas einfacher ist es da mit Naturwissenschaftlern, Mathematikern und Ingenieure. Die sind meistens leichter unterzubringen.
Warum brechen Leute überhaupt ihr Studium ab?
STAHL: Oft liegt der Fehler schon vor dem Beginn des Studiums. Viele überlegen nicht gründlich genug: Ist das wirklich mein Fach? Ist es das, was mich wirklich interessiert? Wir empfehlen allen Studienanfängern: Geht in die Einführungsveranstaltung und hört Euch genau an, was Euch in diesem oder jenem Fach erwartet.
Aber es kann ja nicht nur an den Studenten liegen, dass deutsche Hochschulen im Jahr 70.000 Abbrecher hervorbringen. Welchen Anteil haben die Unis?
STAHL: Es gibt viele verschiedene Gründe für dieses Phänomen. Hierzu zählen auch die Studiengebühren. Oder wenn es etwa nur zwei Versuche gibt, das Vordiplom zu bestehen. Viele Studenten warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wir empfehlen Studierenden, die verzweifelt sind: Wendet Euch an die Fachschaften Eurer Institute und Seminare. Diese sollten Euch an die entsprechenden Beratungsstellen verweisen können.
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