“MBA ist ein Massenartikel”

schwuchow.jpgDer MBA als Teilzeit- oder Vollzeitprogramm? Experte Karlheinz Schwuchow von der Hochschule Bremen sagt, welche Variante sich für wen lohnt. Und er warnt: Der MBA klinge elitärer als er oft sei. 

BREMEN – Karlheinz Schwuchow (48) gehört zu den renommiertesten MBA-Experten in Deutschland. Er absolvierte selbst ein MBA-Studium an der University of Georgia (USA). Der Professor an der Hochschule Bremen ist Autor und Herausgeber von mehr als 35 Veröffentlichungen in den Bereichen Personalmanagement und Führungskräfteentwicklung.

DENK-WEITER: Für wen sind berufsbegleitende MBA-Programme, d.h. Teilzeitprogramme, geeignet?
Karlheinz Schwuchow:
Teilzeitprogramme sind besonders für diejenigen zu empfehlen, die sich in einer beruflichen Situation befinden und Interesse haben sich weiterzuqualifizieren. Beispielsweise für jemanden, der als Ingenieur tätig ist, sich aber betriebswirtschaftliches Wissen aneignen möchte. Bei Teilzeitprogrammen ist das Aufgeben der jetzigen beruflichen Situation aber nicht notwendig.

Wer sollte sich für ein Vollzeit-MBA-Programm bewerben?
Schwuchow: Ein Vollzeitprogramm macht Sinn, wenn sich jemand beruflich ganz neu orientieren möchte. Dabei sollte sich jeder Interessierte eine Frage ehrlich beantworten: Will ich mich lediglich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn weiterentwickeln oder denke ich über einen beruflichen Richtungswechsel nach?

Sind für diese beiden Programme spezielle Vorbereitungen notwendig?
Schwuchow: Die international etablierten Programme setzen ein „Graduate Management Admission Test“ (GMAT) voraus. Für diesen Test gibt es intensive Vorbereitungskurse.

Sind beide Formen der Programme gleichermaßen anerkannt bei Unternehmen?
Schwuchow: Ja. Die Inhalte sind gleich. Der entscheidende Punkt ist weniger die Frage Vollzeit oder Teilzeit, sondern wer bietet eigentlich welches Programm an.

Welche Kriterien spielen bei der Entscheidungsfindung noch eine Rolle?
Schwuchow: Der wichtigste Punkt ist die Qualität. Außerdem sollte sich jeder auch die Frage beantworten, wie viele der Programme von internationalem Standing sind. Mit der Entscheidung für ein bestimmtes Programm entscheidet man sich auch gleichzeitig für eine bestimme Marke.

Welche Rolle spielt der Faktor Geld bei der Suche nach einem MBA-Programm?
Schwuchow: Eine große Rolle. Denn viele schauen zunächst auf die Kosten. Es gibt ja eine ganze Bandbreite an Angeboten. Von kostenfreien bis hin zu Programmen, die mehrere tausend Euro kosten. Dennoch muss man das Ganze als eine Art Investition in die eigene Zukunft sehen.

Und wie steht es um die zeitliche Investition?
Schwuchow: Bei den berufsbegleitenden Programmen stellt sich immer die Frage, inwieweit auch der Arbeitgeber bereit ist, den Interessenten zu unterstützen. Die Tendenz geht dahin, dass künftig Unternehmen die Weiterqualifizierung ihrer Mitarbeiter fördern werden und damit neue Finanzierungsmöglichkeiten entstehen. Bei einem berufsbegleitenden Programm ist die Dauer in der Regel zwei Jahre – also zwischen 1500 und 1800 Stunden. Bevor sich jemand für ein MBA-Programm entscheidet, sollte er sich die Frage stellen: Kann ich das mit meinem persönlichen Umfeld vereinbaren?

Muss es immer ein MBA sein? Wann kommen andere Master-Programme in Frage?
Schwuchow: Dem MBA haftet immer noch ein elitärer Dünkel aus der Vergangenheit an und ist längst vom Marken- zum Massenartikel geworden. In vielen Bereichen gibt es als Alternative inzwischen auch neben dem MBA interessante Masterprogramme.

Das Gespräch führte Süleyman Artiisik (19.9.2007)

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