Wie ein Schlag ins Gesicht

7284616hq.jpgDer Begriff klingt schrecklich akademisch: Interkulturelle Kompetenz. Ein Coach verrät, was sich dahinter eigentlich verbirgt. Und wie man ausländische Geschäftspartner nicht vor den Kopf stößt.

BERLIN – Michael Klein ist Leiter der Knigge-Akademie in Essen und Autor des Fachbuchs „Cross Culture – Benimm im Ausland“. Im Interview erklärt er, wie Geschäftsleute im Ausland mit Wissen und geschärften Sinnen typische Fettnäpfchen umschiffen können.

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Experte in Etikette: Michael Klein

DENK-WEITER: Dr. Klein, in welchen Ländern haben die meisten Geschäftsleute Angst aufzufallen?
MICHAEL KLEIN: Wir bieten derzeit gerade besonders viele Seminare über Umgangsformen in Asien, den USA und Osteuropa an. Das Interesse ist groß. Wir geben aber auch Kurse auf Russisch, für Geschäftsleute aus Moskau. Diese kommen für uns Westeuropäer von einem anderen Planeten: Es gibt keine Spur von Understatement. Stattdessen wird Erfolg zur Schau gestellt, gerne auch in Form eines violetten Nerzes, auf dem womöglich auch in fetten Lettern der Name einschlägiger Luxus-Labels steht. Dort herrscht eine vollkommen andere Vorstellung von Ästhetik.

Welche Business-Umgangsformen unterscheidet etwa Asiaten von Europäern?
KLEIN: In China sind es vor allem die Tischsitten. Ich kenne Klienten, die in 14 Tagen Zentralchina so gut wie nichts gegessen haben. Sie waren überrascht, dass es Nudeln schon zum Frühstück gab. In Japan droht oft ein Fauxpas bei Missachtung der Hierarchien: Wenn ein deutsches Unternehmen seinen Vertriebsleiter zum Gespräch mit dem Unternehmenschef schickt, gilt das als Affront. Und es herrscht das Patronatsprinzip: Nicht derjenige hat Recht, der logisch argumentiert, sondern der Älteste oder der Vorgesetzte. Japaner kennen keine offene Diskussionskultur.

Wie üben Japaner dann Kritik?
KLEIN: Auf jeden Fall nicht wie die Deutschen. In Japan würde kein Vorgesetzter seine Sekretärin vor versammelter Mannschaft kritisieren. Die Deutschen laufen Gefahr, zu schroff zu wirken. Im Japanischen gibt es 30 bis 40 Redewendungen, die das Wort „Nein“ vermeiden. Die drastischste Formulierung bei Ihnen heißt „schwierig“. Das bedeutet zu hundert Prozent „nein“. Auch das Distanzverhalten gilt es zu beachten: Je höher die Person gestellt ist, desto größer muss räumlicher Abstand gewahrt bleiben. Und desto tiefer auch die Verbeugung.

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